Die Geschichte der Gemeinde Osterfeld

Die Lage und Größe des Gemeindegebietes
Osterfeld grenzt im Südosten an die Bürgermeisterei Borbeck, im Osten an die Landgemeinde Bottrop, im Norden und Nordwesten an Sterkrade, im Westen an die Landgemeinde Buschhausen und im Süden an die Stadtgemeinde Oberhausen. Hier bildet die Emscher die Grenze. Ein rechter Nebenfluß, Koppenburgs Mühlenbach, fließt mitten durch den Ort und teilt ihn in das eigentliche Dorf Osterfeld und die Bauernschaft Vonderort. Johannes Terlunen, von 1826 bis 1869 Pfarrer an St. Pankratius, bemerkt dazu in seiner Chronick über Osterfeld:
… So besteht die Eigenthümlichkeit, daß Kirche und Schule in der Bauerschaft liegen, die Pastorath aber zum Dorfe gehört …

Das Gemeindegebiet umfaßt insgesamt 1.264 ha. Im höhergelegenen, nördlichen Teil dehnen sich 434 ha Heideflächen sowie 255 ha Eichen-, Buchen- und Kiefernwälder aus, die meist forstwirtschaftlich und nur in geringem Umfang auch landwirtschaftlich genutzt werden. Die Bewohner in den Niederungen beschäftigen sich dagegen auf einer Fläche von 421 ha mit Ackerbau und Viehzucht. Sie bewirtschaften den Boden nach alter Tradition wenig rationell, die Erträge an Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Raps reichen gerade für den eigenen bescheidenen Lebensunterhalt und die Abgaben. Ihre Schweine und Schafe treiben sie im Herbst zur Mast in die Laubwälder bzw. auf die Heide.
Viele Landwirte haben als Nebengewerbe ein Fuhrgeschäft, eine Brauerei oder eine Schnapsbrennerei angemeldet. Einige Höfe besitzen sogar eine Schankerlaubnis, die aber wegen der fehlenden Gäste keine großen Gewinne abwirft.
Im Dorf Osterfeld leben bis zur Mitte das 18. Jahrhunderts mit unwesentlichen Schwankungen 400 Menschen. Das ändert sich auch noch nicht, als Franz Ferdinand von Wenge 1757 am Elpenbach auf der Klosterhardt eine Ei-senhütte bauen läßt, die ein Jahr später das Raseneisennerz aus der Umgebung verarbeitet. Die St. Antony-Hütte , die "Wiege der Ruhrindustrie", produziert anfangs nicht kontinuierlich sondern in sogenannten Kampagnen und braucht dann nur 20 bis 40 Leute. Die Länge der Betriebsphasen hängt von den Vorräten an Erz und Holzkohle ab. Es verwundert deshalb nicht, daß zunächst nur zögerlich einige wenige Kötter in der Nähe ihre Häuser errichten. Sie betreiben eine kleine Landwirtschaft und arbeiten nebenberuflich auf der Hütte oder fahren für sie Erz und Holzkohlen.

Bis 1783 werden die Produktionszeiträume offensichtlich länger, denn die Hütte beschäftigt neben Tagelöhnern auch einige Stammarbeiter ganzjährig. Sie bezeichnen sich als Fabrikarbeiter und Eisenarbeiter, wie eine Einwohnerliste aus dem genannten Jahre beweist, die die Namen und die Berufe der Osterfelder Bevölkerung enthält.
Berufe der Osterfelder Bevölkerung im Jahre 1783
9 |
Bauern |
2 |
Tischler |
2 |
Halbbauern |
1 |
Müller |
19 |
Kötter im Vollerwerb |
1 |
Knecht |
14 |
Tagelöhner |
1 |
Schreiner |
10 |
Ackermänner |
1 |
Zimmermann |
6 |
Schmiede |
1 |
Maurer |
5 |
Weber |
1 |
Fabrikarbeiter |
4 |
Schäfer |
1 |
Eisenarbeiter |
3 |
Schneider |
1 |
Handelsmann |
3 |
Schuster |
1 |
Pastor |
3 |
Wirte |
1 |
Frühmesser |
2 |
Faßbinder |
1 |
Küster |
Aufstellung nach: Grünewald, 1921
Der zweite Geistliche – er wird "Frühmesser" genannt, weil er die frühe Messe feiert – übt seit 1712 gleichzeitig das Amt eines Schulvikars aus, das heißt, er erteilt auch den regelmäßigen Schulunterricht. Das ist also die Geburtsjahr des katholischen Schulwesens in der Gemeinde.
Das Kirchspiel Osterfeld
Seit dem 12. Jahrhundert gehört das Kirchspiel Osterfeld mit den umliegenden Bauernschaften Bottrop und Vonderort zum Vest Recklinghausen und damit zum Hoheitsgebiet der Fürstbischöfe von Köln. Der Statthalter des Landesvaters leitet in Recklinghausen die übergeordnete Verwaltungsbehörde. Er bestellt die an seine Weisungen gebundenen Ortsvorsteher in den Gemeinden für die Dauer eines Jahres. Die Ortsvorsteher verteilen die angeordneten Vorspanndienste, die Einquartierungen und die sonstigen Dienstleistungen auf die Bauern und Kötter in der Kommune. Außerdem kassieren sie die Steuern.
Als Unterbeamte waren in den Kirchspielen der Amtsführer und der Amtsfrone tätig. Während die Dienste des Amtsführers mehr polizeilicher Art waren, gehörten zum Fronamt auch gerichtliche Zustellungen und Vollstreckungen. Beide Beamte wurden vom Statthalter ernannt und vereidigt. Zur Handhabung der öffentlichen Sicherheit durfte der Amtsführer in Notfällen Schützen zur Hilfe aufbieten, die nach Bauernschaften in Korporalschaften organisiert waren.
(Grünewald, 1922)
In Osterfeld sorgen zwei Korporalschaften der Schützen für die nötige Sicherheit. Sie rekrutieren sich aus den Dorfbewohnern, denn jeder Haushalt muß einen Mann im Alter zwischen 16 Jahren und 60 Jahren für die "Volkswehr" benennen und mit einer Flinte, einem Schulterriemen sowie einer Patronentasche ausrüsten.
Der Kommandeur – meistens der Ortsvorsteher – hält sechsmal im Jahr eine Übung ab. Bei dieser Gelegenheit kontrolliert er auch die Waffen seiner Leute. Im Ernstfall wird die Truppe durch das Läuten der Sturmglocke alarmiert.
Die Osterfelder bleiben bis 1802 Untertanen des Kölner Erzbischofs. Im folgenden Jahr kommt das Vest Recklinghausen als Entschädigung für am linken Niederrhein verlorene Ländereien in den Besitz des Herzogs von Arenberg.
© 2000 Fritz Pamp