Die Wohnkolonien der Gutehoffnungshütte in Osterfeld
Sowohl die Hüttengewerkschaft Jacobi Haniel & Huyssen (JH&H) als auch die Nachfolgegesellschaft Gutehoffnungshütte (GHH) bemühten sich seit 1846, für ihre Mitarbeiter in "Arbeiter- und Beamtenkolonien" preiswerten Wohnraum zu schaffen. Die Siedlungen entstanden in der Nähe eines jeden neuen Betriebes und waren wegen der Gärten und Ställe sowie wegen der kurzen Wege zur Arbeitsstelle sehr beliebt. Ein weiterer Vorteil für die Mieter bestand darin, daß Werksinvaliden oder deren Witwen lebenslang das Wohnrecht behielten.

Mit Hilfe dieser Werkswohnungen machte die Gesellschaft viele Wanderarbeiter, die vorher oft fünf oder sechs Mal im Jahr ihre Arbeitsstelle wechselten, seßhaft und bildete sich mit der Zeit eine Stammbelegschaft heran, die nicht selten über Generationen "ihrer" Hütte treu blieb. Ein weiterer Vorteil dieser Strategie liegt klar auf der Hand: das mühsam erarbeitete Know - How blieb im Betrieb.

Stall, Garten und die Bauart der Häuser – jede Familie hatte ihren eigenen Eingang – sorgten dafür, dass sic die meist aus ländlichen Gegenden stammenden Bewohner in der neuen Umgebung wohl fühlten. In den Ställen hielten sie nicht nur Schweine und Hühner, viele züchteten auch mit gutem Erfolg Tauben. Außerdem halfen die Erträge aus dem Garten besonders in Krisenzeiten mit, die Familien zu ernähren.

Wenn es die Umstände erlaubten, baute die GHH in jeder Kolonie auch einen Kindergarten mit Haushaltungsschule, eine Verkaufsstelle des Hüttenkonsums sowie seltener auch je ein Kasino für Arbeiter und "Beamte". Die Konsumfiliale bot den Belegschaftsmitgliedern gegen Barzahlung – nur in Ausnahmefällen verkaufte man auf "Pump" – Lebensmittel aller Art zu günstigen Preisen an. Einkellerungskartoffeln bezog die Hütte in großen Mengen und gab sie zum Selbstkostenpreis weiter.
© Fritz Pamp