31.03.2010
Ostergruß 2010
Eine Geschichte um Ostern, nicht nur für Osterfelder.
„Was war eher, die Henne oder das Ei“?
Oder: „Welche Rolle spielt der Hase an Ostern und was ist mir unserem „Ostergeld“?
Man sollte es eigentlich wissen! Doch hier meine Geschichte zu Ostern:
Vor der Einführung des Geldes mussten die Leute um Burg Vondern ihren Zins in Form von Eiern an die Besitzer abtreten. Die Eier, die ein kurzes Verfallsdatum trugen, wurden farblich abgeliefert und so entstand das gefärbte Osterei. Damit ist die Frage noch nicht beantwortet und es bleibt noch offen, welche Rolle der Hase bei den Geschehnissen um Ostern spielt.
Ostern liegt in diesem Jahr nahe beim 1. April. Von daher will ich versuchen, alles einmal zu deuten: Henne, Ei, Hase, Auferstehung, Ostern und Osterfeld und zum Kuckuck - kommt auch noch Geld ins Spiel, Geld, das diese Stadt nicht mehr hat.
Bevor also Henne und Ei da waren, gab es ein Feld. Es lag im Osten der Stadt und man nannte es Ostfeld oder Osterfeld. Also gab es zunächst Osterfeld! Das ist für uns Osterfelder schon mal sehr wichtig. Das Feld wurde beackert und man traf auf die ersten Hasen. Also könnte man sagen, nach Osterfeld kam der Hase. Gefehlt: Auf dem Hof der Burg gab es auch andere Tiere. Somit könnte die Henne eher als der Hase gewesen sein und das Ei vor der Henne, denn das Küken pickt von innen das Ei auf und schlüpft ins Leben.
Nach einer spirituellen Deutung könnte man in Bezug auf Ostern sagen: Auch Jesus durchbricht an Ostern die Hüllen des Grabes, um zum Leben aufzuerstehen.
Ob dieses alles nach heutigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand zutreffend beschrieben ist, bleibt offen. Eines wird aber deutlich, schon die Menschen in früheren Zeiten haben es verstanden, Dinge ihres normalen Alltags in Beziehung zu den zentralen Inhalten ihres Glaubens zu setzen. Durch die vielen Symbole an Ostern – Henne, Eier, Hase – wurden sie aufmerksam auf die Auferstehung Jesu Christi von den Toten und das uns dadurch geschenkte wahre Leben. Bei Michael Zielonka: Wort-wörtlich leben steht: „Nun, man glaubte, dass der Hase nie schlafe. Dieser Eindruck konnte entstehen, weil der Hase keine Augenlider hat. Zum Schlafen schiebt er die Pupillen nach oben. So wurde er zum Symbol für den Auferstandenen, der im Tode nicht entschläft“.
Soweit zur dummen Frage, was war eher da, die Henne oder das Ei und welche Rolle spielt der Hase und was hat das alles mit der Auferstehung Jesus Christus zu tun.
Bei einem Besuch im Marienhospital Bottrop las ich Gedanken des Krankenhausseelsorgers Karl-Heinz Heyer über die Frage: "Was war eher, die Henne oder das Ei?" Diese Zeilen haben mich dann veranlasst, meine Gedanken zu Papier zu bringen.
Ostergeld
Es fehlt noch der Hinweis auf das liebe Geld, das die Stadt auch an Ostern nicht mehr hat. Und auch hier kommt der Hase wieder ins Spiel: Wird der Hase vom Hund verfolgt, dann flüchtet er stets die Abhänge hinauf und nie hinunter. Seine kurzen Vorderläufe bewirken, dass er abwärts flüchtend, vom Hund leicht eingeholt werden kann, nicht aber, wenn er nach oben flüchtet. Wenn also der Haushalt den Weg nach unten nimmt, dann muss man schnell reagieren und Korrekturen vornehmen, um den steilen Pfad nach oben wieder zu erreichen, sonst holt uns das Schicksal ein.
Manche Anzeichen deuten daraufhin, dass die Talsohle der Finanz- und Wirtschaftskrise erreicht ist. Man rechnet mit einem leichten Wirtschaftswachstum in 2010.
Doch in Oberhausen sieht die Welt düster aus. Schon vor und noch während der Ratssitzung am 22. März 2010 zogen über dem Galgenberg dicke schwarze Wolken auf. Politiker aller Fraktionen befassten sich mit dem Oberhausener Haushalt. Dieses Haushalts-Osterei ist nur schwer verdaulich, liegt aber nun seit fast 25 Jahren als Konsolidierungsei im Nest der Stadt.
Österliche Situationsbeschreibung des Oberhausener Haushaltes
Die Finanzlage der Stadt ist mehr als angespannt. Der Haushalt für 2010 riss ein weiteres Loch in Höhe von rd. 180 Millionen Euro in die Oberhausener Kassen. Die Gesamtschulden dieser Stadt liegen inzwischen bei atemberaubenden rd. 1,8 Milliarden Euro. Angesichts dieser dramatischen Situation ist es unerträglich, dass der Bund, das Land und die Bezirksregierung nicht zu neuen Lösungen kommen. Der Schuldenhaushalt ist nicht nur hausgemacht, sondern hat wirtschaftlich strukturelle Hintergründe.
Wer der Finanzmisere entkommen will, muss Ausgaben und Einnahmen gleichermaßen im Blick haben. Basiert aber diese Haushaltsmisere zu Teilen auf strukturellen Fehlentwicklungen, muss der Bund und das Land helfend eingreifen.
Natürlich gilt auch für Oberhausen eine gewisse Fantasie beim Sparen und Kreativität in der Ansiedlungspolitik. Teilweise ist dieses beides sträflich vernachlässigt worden. Wer städtische Filetgrundstücke wie das Stahlwerksgelände verramscht und außer Ankündigungen in der Wirtschaftsförderung nichts zu bieten hat – siehe HDO und Gartendom in Osterfeld -, muss sich nicht wundern, dass die Einnahmen immer weiter weg brechen. Wer immer mehr Ausgaben in den Schattenhaushalten von Tochtergesellschaften versteckt, muss eingestehen, dass die Grundregeln des ehrbaren Kaufmanns verloren gehen. Wer nur Steuern erhöht, statt Strukturen zu verändern, muss wissen, dass er ein Signal der Einfallslosigkeit setzt. Das bittere Ergebnis hat diese Haushaltsberatung erneut gezeigt. Ein Haushalt, mit dem Oberhausen inzwischen bundesweit als ärmste Maus weit und breit vorgeführt wird. Das hat Oberhausen nicht verdient!
In Berlin tagt seit einigen Wochen die vom Bundesfinanzminister einberufene Gemeindefinanzkommission. Ein Fünkchen Hoffnung auch für Oberhausen, so könnte man es bezeichnen. Erstmals sitzen in der Kommission neben Bund und Land auch die Kommunen mit am Tisch, wenn über die Finanzen der Städte gesprochen wird. Das hat es seit Konrad Adenauers Zeiten nicht mehr gegeben.
Fazit:
Wenn der Haushalt unserer Stadt ein Dokument des Scheiterns ist, müssen alle in dieser Stadt der kommunalen Politik die Hand reichen. In einer gemeinsamen Aktion von Wirtschaft, Handel, Handwerk, aber auch mit Vereinen, Verbänden und der Kirchen sollte darüber nachgedacht werden, wie es weiter geht. Jeder muss seinen Anspruch zurückschrauben, die Gürtel enger schnallen und die Ärmel aufkrempeln. Was es nicht geben darf, sind Steuersenkungen aus Berlin, wenn weiter oder sogar dafür die Kommunen ausbluten.
Der Verlust der kommunalen Selbstverwaltung steht auf dem Spiel, wenn keine Hilfe von außen kommt. Damit liegt an diesem Osterfest weiterhin ein faules Ei im Osternest der Stadt – oder vielleicht sogar ein Kuckucksei.
In diesem Sinne schöne Ostertage und ein fröhliches Ostereiersuchen.
Ihr
Walter Paßgang
Vorsitzender des Osterfelder Bürgerringes von 1989-2011